Leserbriefe von Anne Schneider

Anne Schneider, Bad Nauheim – veröffentlicht am 13. Dezember 2017

Die Menschen blenden und beruhigen

„von oben sieht alles harmlos aus, aber …“
 Zitat von Brigitte Schmidt
So erfreulich es auch ist, dass in der Stadt Bad Nauheim endlich Bewegung in die Realisierung des Thermalbades kommt, so bedenklich ist doch die Art und Weise wie bisher seitens der Verwaltung diesbezüglich vorgegangen wurde und wird. Die letzten Leserbriefe hinsichtlich Planung und Umgestaltung des Sprudelhofs haben den Finger schon in die tiefe, offene Wunde gelegt.

Die geplante straßenbegleitende, ca. 11 Meter hohe, massive, wandartige Reihenhaus Bebauung, die entlang der gesamten (!) Ludwigstraße zu beiden Seiten der großen Sprudelhoftreppe erfolgen soll, wurde in den letzten Leserbriefen schon ausführlich dargestellt. Die in jeder Weise berechtigten Kritikpunkte diesbezüglich wurden umfassend erörtert und begründet. Leider bisher ohne erkennbare Resonanz. Derzeit überwiegen die optischen und ästhetischen Nachteile des vorgelegten Planungsmodells.

Der freie Blick auf das in Europa einmalige Jugendstildenkmal als Gesamtheit - „die Perle der Stadt“ - geht mit dem Hölziger-Modell vollkommen verloren, da der Sprudelhof hinter hohen Mauern verschwindet. Dieser privilegierte Blick ist zukünftig den privaten Wohnungs- bzw. Hauseigentümern vorbehalten. Was hat das mit einer „Inszenierung“ des Sprudelhofs zu tun? Sollte dieser nicht für alle Bürger/innen und Gäste dieser Stadt sichtbar und zugänglich sein?
Hier bedarf es erheblicher Nachbesserung, ggf. durch einen Architektenwettbewerb, damit aus dem „großen Wurf“ ein wirklich großer und auch gelungener solcher wird. Denn so ist er es keinesfalls. Wir Bürger/innen werden in einer Art Schnellschussverfahren vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Tafelsilber der Stadt wird aus angeblich wirtschaftlicher Notwendigkeit bedenkenlos verscherbelt. Der Zweck wird die Mittel schon heiligen. Es sollte heutzutage durchaus möglich sein, durch 3-D-Animation etc. Klarheit in das derzeitige Dunkel der bereits jahrelang erfolglosen Planungen zu bringen.

Leider hat etwas Derartiges bei der sogenannten Bürgerversammlung gefehlt. Warum wohl? Das einzige gezeigte Model aus der Vogelperspektive sollte anscheinend bewirken, die Bürger/innen zu blenden und zu beruhigen. Daher ist die Bevölkerung aufgefordert, sich zu informieren, beispielsweise durch einen Spaziergag entlang der Ludwigstraße, und danach eindeutig Stellung über diese einschneidende Veränderung zu beziehen, damit hinterher niemand sagen kann: Wir haben es nicht gewusst.

Anne Schneider, Bad Nauheim –  veröffentlich am 4. Januar 2018

„Der ganz große Wurf“

Welch ein Trost, endlich kommt eine Bürgerinitiative als Befürworter des hochgelobten Hölzingerschen Reihenhaus-Mauerbaus – betreffend die höchst fragwürdige Wohnbebauung entlang der Ludwigstraße – auf dem Gelände des Sprudelhofs aus der Deckung.

Von wem wohl bestellt?

Kritische Stimmen sollen anscheinend im Vorfeld niedergemacht werden... getreu dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung!! Soll die Verweigerungshaltung der „unwissenden und unfähigen Bürger Bad Nauheims und Leserbriefschreiber“ aufgelöst und stattdessen diese belehrt und auf Kurs gebracht werden?

Ja, geht‘s denn noch??

Wir brauchen zur Realisierung eines Sprudelhofgesamtkonzeptes Fakten, Fakten, nachvollziehbare Fakten, Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Finanzierungsberechnungen, Machbarkeitsstudien etc., ansonsten droht nur Chaos.
Wir brauchen Fachleute, Fachleute, Fachleute, einen kurzfristigen Architektenwettbewerb und eine transparente und akzeptierte Bürgerbeteiligung, nicht aber Visionen und angebliche „Inszenierungen“ des Sprudelhofs.

Wie soll unser einzigartiges Kulturdenkmal seine Wirkung entfalten können, wenn es von außen versteckt wird und nicht mehr sichtbar ist? Hier ist auch der Denkmalschutz gefragt, der sonst jeden alten Holzbalken schützt, hier aber offenbar völlig versagt.

Ich bin gespannt, wie die Verwaltung und die Politik die berechtigten und bereits ausführlich vorgetragenen Gegenargumente der Kritiker dieses „großen Wurfs“ in positive Elemente umsetzt. Oder aber wird sie versuchen deren Argumente wie bisher klein zu reden oder gar zu unterdrücken?! Eigentlich undenkbar, dass hier gemauschelt werden soll.

Auf die weitere Entwicklung dieser Planung sind sehr, sehr viele Bürger in Bad Nauheim sehr, sehr gespannt.

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