Leserbriefe von Dr. Erik Meyer

Organisierte Verantwortungslosigkeit

Wer unseren Bürgermeister Klaus Kreß neulich auf der gemeinsamen Sitzung von Haupt-und Bauauschuss erlebt und den Bericht der Wetterauer Zeitung am 5. Oktober aufmerksam gelesen hat, muss total von der großen Betroffenheit und der gezeigten Empörung beeindruckt sein, mit der dieser vorrangig die Stiftung und das Land für das Desaster im Badehaus 2 verantwortlich macht. Der Umbau verzögere sich nunmehr um mind. 1,5 Jahre und der Stadt entstehen dadurch Mehrkosten im hohen sechsstelligen Bereich pro Jahr, weil das Badehaus nicht als Saunalandschaft genutzt werden kann. Und vorrangig deshalb, weil die Stiftung „die Ansprüche in Sachen Vorarbeiten und Dokumentationspflicht trotz der seitdem vergangenen zwölf Jahre nicht erfüllt habe“. Auch habe der Landesbetrieb LBIH eine Geschwindigkeit an den Tag gelegt, die „alle fassungslos“ macht (s. o.a. Artikel).

Auf Grund dieser massiven Vorwürfe empfehle ich nun, dass das Kuratorium der Stiftung Sprudelhof, dem der Stiftungsvorstand Thielmann permanent Bericht erstattet und lt. Satzung von diesem Gremium seine Weisungen erhält, schärfsten Widerspruch gegen diese Schuldzuweisungen einlegt. Am besten sollte diese Zurückweisung der Stellvertretende Vorsitzende dieses Kuratoriums persönlich voller Empörung ausdrücken. Sein Name: Klaus Kreß!
 
Denn Herrn Dr.Worms, seinem Kollegen im Vorsitz des Kuratoriums und Staatsekretär im Hessischen Ministerium für Finanzen, der von Seiten des Landes für alle Belange des Sprudelhofs zuständig und verantwortlich ist, kann 
er unmöglich an den Pranger stellen, wird doch Herr Kreß bis heute nicht müde, seine gute Zusammenarbeit mit diesem zu betonen. Unglücklicherweise ist jedoch gerade dieser Dr.Worms sowohl für die der Stiftung vorgeworfenen Versäumnisse als auch für die beklagte geringe Geschwindigkeit des LBHI mitverantwortlich? 

Wen meint also nun eigentlich unser Bürgermeister, wenn er jetzt „haltet den Dieb“ ruft? Kann er denn schneller davonlaufen als er sich selbst hinterher schreit? Und wie hält er seinen vertrauten Partner auf Landesebene, Herrn Dr. Worms als Adressat seiner Kritik raus aus der Nummer?

Wie bereits beim Hochhaus am Deutergraben zeigt sich auch bei diesem für Bad Nauheim so wichtigen Projekt das Bemühen der Herrschaften im Rathaus für sie unangenehme Sachverhalte solange wie irgend möglich vor den Bürgern und dem Stadtparlament zu verbergen. 
So gibt es konkrete Hinweise darauf, dass der Bürgermeister schon seit längerem über die Probleme im Badehaus informiert war, bevor er nun gezwungen wurde, konkret Stellung zu beziehen. 

Statt eigene Verantwortung auf andere abzuschieben sind jetzt vom Bürgermeister glaubwürdiges Engagement und totale Transparenz gefordert.

Zur mangelnden Transparenz und der von mir seit langem mehrfach kritisierten Geheimniskrämerei des Kuratoriums – so weiß bis heute niemand, was in dem ausgehandelten Kooperationsvertrag wirklich steht – antwortete mir im übrigen Herr Dr. Worms schriftlich unter anderem: Gemäß der Geschäftsordnung „ergibt sich für Kuratoriumsmitglieder eine Verschwiegenheitspflicht aufgrund allgemeiner Loyalitätsverpflichtungen, wonach sich das Handeln der Kuratoriumsmitglieder an dem Stiftungsinteresse zu orientieren hat.“ Es sei der “ Schutz der Stiftung vor Schäden, welche durch eine Weitergabe vertraulicher Angaben an außenstehende Dritte entstehen können, zu gewährleisten.“ „Die Verschwiegenheitsverpflichtung dient dem Schutz vor äußerer Einflussnahme und trägt damit zur Wahrung der Funktionsfähigkeit des Kuratoriums bei.“ 

Diese Begründungen muss man sich hinsichtlich der Tätigkeit eines demokratischen Gremiums genüsslich auf der Zunge zergehen lassen! Für mich bedeutet das nichts anderes als dass wir Bürger unseren Mund zu halten haben, denn „äußere Einflussnahme“ ist ausdrücklich unerwünscht. Es reicht ja, wenn wir die Geheimniskrämerei mit unseren Steuern finanzieren. Da wiehert die Demokratie und die Politikverdrossenheit wächst!

Die o.a. Sitzung jedenfalls endete abrupt mit einer seltenen Sprach- und Ratlosigkeit der Stadtverordneten angesichts dieser enttäuschenden Neuigkeiten für Bad Nauheim. Und dabei wären doch die Probleme sicher lösbar, wenn nur unsere Bad Nauheimer Politiker jetzt vereint und mit Druck gegenüber dem Land an einem Strang ziehen und kleinkariertes Nachtreten unterlassen würden.

Dr. Erik Meyer, Bad Nauheim

Johannisberg: Frechheit siegt!?

Eigentlich ist ja unser ansonsten so umtriebiger und entscheidungsfreudiger Bürgermeister zu bedauern, denn leider sind ihm ja wohl in Sachen Johannisberg die Hände gebunden. Abwarten zu müssen, ob und wie die „Strategen“ in Wiesbaden, die der Stadt den Schlamassel dort oben eingebrockt haben, die Scherben wieder einsammeln, muss für ihn die reinste Tortur sein. Denn er bekommt ja wohl den berechtigten Unmut der Bad Nauheimer Bürger über die schikanösen Blockaden entlang der Durchgangsstraße am Johannisberg sowie die provokanten Absperrungen der Parkplätze und der Aussichtsterrasse durch riesige Baumstämme und Bauzäune als Allererster zu spüren. Dass hier ein um Bad Nauheim verdienter Privatmann (ich erinnere z. B. an die Bergweihnacht und den Weihnachtsbaum über der Stadt) seine Eigentumsrechte in diesem Fall höchst unsozial auslebt, ist in der Tat nur schwer zu ertragen.

Wenn die Stadt mit ähnlicher Chuzpe wie der Eigentümer des Johannisberg-Areals agieren würde, dann müsste man unserem Bürgermeister eigentlich raten, die Baumstämme und Bauzäune sofort abräumen zu lassen, um der Öffentlichkeit umgehend wieder Zugang zu diesem für die Stadt wichtigen Ausflugs- und Aussichtspunkt zu ermöglichen. Die Pflicht der Stadt zur Freihaltung von Rettungswegen und zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit sowie der Kaufvertrag, der eine „kurortverträgliche“ Nutzung des Cafe-Areals vorschreibt, gäben m.E. Gründe genug, um eine solche Aktion zu rechtfertigen. (Im Übrigen hat die Stadt schon weit weniger aussichtsreiche Prozesse geführt und dafür Tausende Euro für Rechtsanwälte aus dem Fenster geworfen; z.B. gegen den Wirt des Tafelspitzrestaurants.) Leider jedoch kann sich unser Stadtoberhaupt auf einen solchen Streit nicht einlassen. Stattdessen müssen er und wir hilflos mit ansehen, wie ein Privatmann seine Eigentumsinteressen rigoros durchsetzt und dies auch noch mit mangelnden Maßnahmen der Stadt gegen Vandalismus rechtfertigt. 

Allerdings sollte die Stadt, dem Eigentümer verbindliche Zusagen machen, um dessen Furcht vor Vandalismus zu verringern. Auch an anderen „Hotspots“ (z.B. Holzdeck am Großen Teich, im Goldsteinpark, Rasereien insbes. auf Park-, Ludwig- und Frankfurterstraße) greift das Rathaus nicht konsequent genug durch. 
Eine Verschiebung des Zauns um nur wenige Meter nach hinten würde die Öffnung zumindest des unteren Teils der Terrasse für die Öffentlichkeit erlauben - ohne ein erhöhtes Vandalismus-Risiko. Im Übrigen schützt nur eine Belebung und keine Abschottung vor Vandalismus - wie schon der Eigentümer selbst richtig ausführt: “Je weniger Frequenz, desto schlimmer ist es mit Vandalismus“ (s. Artikel am 2. September im Neuen Landboten). Die Homepage der Stadt Bad Nauheim beinhaltet mehrfach den Hinweis auf die Bedeutung dieses Aussichtspunktes für die Attraktivität des Kurortes für seine Bürger, für die zahlreichen Besucher und nicht zuletzt für die Patienten der Kliniken und Gesundheitseinrichtungen.

Es ist höchst unbefriedigend, mit gebundenen Händen den weiteren Verlauf der sich nun schon über mehrere Wochen hinziehenden Verhandlungen zwischen dem Eigentümer und den Vertretern des Landes verfolgen und deren Ergebnis abwarten zu müssen. Nun müssen die Bürokraten in Wiesbaden ihre eigene Suppe auslöffeln, die sie sich und der Stadt mit diesem Kaufvertag eingebrockt haben: Wie kann man das gesamte Areal des oberen Johannisbergs an einen Privatmann verramschen und diesem dann auch noch die alleinige Verfügungsgewalt über eine verkehrstechnisch unverzichtbare, als öffentlich angesehene Durchgangstraße sowie über die einzigen dort verfügbaren Parkplätze und einen einzigartigen Ausflugs- und Aussichtspunkt überlassen!? Die „Experten“, die diesen Kaufvertrag zu verantworten haben, gehören sofort aus dem öffentlichen Dienst entfernt!

Leider, sehr geehrter Herr Bürgermeister Kreß, können Sie die Blockaden nicht einfach abräumen lassen, obwohl es jedem in den Fingern juckt, es zu tun. Aber im Interesse der Bad Nauheimer Bürger und Besucher müssen Sie alles unternehmen, um diesen Spuk umgehend zu beenden. Sich lediglich von den „Verhandlungskünsten“ der Wiesbadener Bürokraten abhängig zu machen, reicht dabei offensichtlich längst nicht aus.

Dr. Erik Meyer, Bad Nauheim 

Kapitulation von Rathaus und Politik beim Hochhausbau Am Deutergraben

Welche Zumutungen müssen sich die Bürger Bad Nauheims, insbes. die Bewohner des sogen. Grießbreiviertels eigentlich noch von ihrem Bürgermeister und seinem obersten Chef der Stadtentwicklung, Jürgen Patscha, der sich ansonsten willkürlich und subjektiv in jedes Detail einmischt, bieten lassen? 
Da kommen zwei Goldgräber auf die irre Idee, auf einem für ein 8-geschossiges Hochhaus absolut ungeeignetem Grundstück ein ebensolches zu errichten, um dort 19 Luxuswohnungen unterzubringen.

Der Eine verdient sich eine goldene Nase, indem er sein bisher nur teilweise bebautes Grundstück verscherbelt, der Andere erwartet sich einen Goldregen, indem er die Luxuswohnungen zu Quadratmeterpreisen von bis zu über 6.000 Euro an entsprechend gut betuchte Immobilienerwerber verkauft: Bad Nauheim als Eldorado für Immobilienspekulanten!

Und die Amtsträger im Kreisbauamt, Rathaus, Unterer Naturschutzbehörde sind dabei stillschweigende Begleiter!
Tatsächlich scheint es so zu sein, dass die beteiligten „Macher“ im Rathaus ihren Informationsstand bewusst vor den Politikern verborgen und das Projekt im Hinterzimmer klammheimlich durchgewunken haben. Vielleicht fürchteten die Herren Kreß und Patscha, dass die Stadtpolitiker auch bei diesem Bauvorhaben ihre seit einiger Zeit so vollmundig verkündete Bedingung einfordern würden, kein Bauprojekt mehr zu genehmigen, bei dem der Investor sich nicht verpflichtet, 15% der Wohnfläche für Bezahlbares Wohnen zur Verfügung zu stellen. Damit wurden ja bereits erfolgreich die Wohnbauprojekte am Bahnhof und am Taubenbaum verhindert. Angesichts dieser Gefahr verschweigt man doch lieber gleich die Pläne, um dieses Bauvorhaben nicht auch noch in einer lästigen öffentlichen Diskussion rechtfertigen zu müssen.

So stehen dann sowohl Stadtverordnete als auch Bürger rat- und fassungslos vor dieser Baugrube und fragen sich, wie da wohl ein (für die Bad Nauheimer Skyline so ausgesprochen typisches) Hochhaus hinein passen soll.

Dem Anwohner Klaus Nikolai ist vollständig zuzustimmen, wenn er insbes. das Stadtbild, die Parksituation, die Baumfällungen und die durch die Baustelle gegebenen Belastungen moniert (s. WZ vom 23. Mai). Auf der Grundlage von Ausnahmeregelungen und eines B-Plans „von Anno dazumal“ wird dort ein Hochhaus errichtet, wobei auf der äußerst begrenzten Fläche die baurechtlichen Vorschriften für Mindestabstände, Feuerschutz- und Sicherheitsbestimmungen, Stellplatzvorschriften etc. bis auf den letzten Millimeter ausgereizt werden. 
Ohne Rücksicht auf die Bewohner des angrenzenden Wohnhochhauses werden diese zukünftig die neuen Parkplätze direkt vor ihren Balkons genießen, haben bald unverantwortlich eingeschränkte Sichtverhältnisse und werden aus ihren Fenstern und Balkonen das neue Nachbarhaus „mit Händen greifen“ können. Mit nur einem kleinem Funken Sensibilität hätten der Investor und die Verantwortlichen im Rathaus die abgewirtschaftete Fassade, Balkons und Fenster des Altbaus zumindest einer Renovierung unterzogen. Aber das hätte wohl die angestrebte Profitmaximierung zu sehr beeinträchtigt. 
Was rechtlich vielleicht gerade noch zulässig ist, ist in diesem Fall politisch noch lange nicht sinnvoll, akzeptabel und schon gar nicht bürgernah vermittelt.

Wessen Interessen vertreten eigentlich die Herren Kreß und Patscha, wenn sie den Stadtverordneten und Bürgern Bad Nauheims alle Informationen und jegliche Transparenz vorenthalten? Wie unser Bürgermeister salopp verkündet ist für ihn „die Messe gelesen“, was die Rechtslage betrifft. Für mich und viele andere Bürger längst noch nicht, was die Gesamtumstände anbelangt.

Zwecks Aufklärung der Vorgänge bitte ich deshalb Herrn Kreß um Antworten auf folgende Fragen:
1. Seit wann ist er über den Grundstückserwerb und die Baupläne der Fa. Amadeus Group aus Limburg informiert? 2. Seit wann hat er Kenntnis über die Genehmigungsverfahren beim Kreisbauamt und bei der Unteren Naturschutzbehörde? 3. Zu welchem Zeitpunkt hat er die im Stadtparlament vertretenen Parteien bzw. die zuständigen Gremien wie z.B. Bauausschuss, Magistrat, Ortsbeirat und die Öffentlichkeit über das Bauvorhaben informiert?

Die Fraktionsvorsitzenden der Parteien bitte ich um Beantwortung, wann sie über dieses Bauvorhaben informiert wurden und was sie unternehmen werden, um die Vorgänge im Rathaus aufzuklären ?


Dr. Erik Meyer, Bad Nauheim

Hochhausbau am Deutergraben: Die Antworten der Politiker

Den Lesern des MT bin ich die Stellungnahmen der Fraktionsvorsitzenden(FV) der im Stadtparlament vertretenen Parteien auf meine Fragen hinsichtlich des o.a. Bauvorhabens in meinem Leserbrief vom 3. Juni schuldig. Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass alle FV meine Fragen ausführlich beantwortet und damit auch demonstriert haben, dass sie die Bedenken eines besorgten Bürgers ernst nehmen. Dafür bedanke ich mich auch an dieser Stelle ausdrücklich. Bürgermeister Kreß hat es indes trotz zweifacher Bitte nicht für notwendig befunden, meine Fragen zu beantworten.

 Alle FV bestätigen, dass sie von dem Bauprojekt erst erfahren haben, als die Bauarbeiten schon voll im Gange waren: Herr Theis, Fraktion der FW/UWG: Mitte Mai 2020 durch Augenschein der Baugrube; Herr Jordis für die CDU-Fraktion: in der Bauausschusssitzung am 19.Mai 2020; Herr Blecher, SPD-Fraktion: im Mai „aus der Zeitung erfahren“; Herr Pizarro für die FDP-Fraktion: im Bauausschuss am 19. Mai und Herr Dr. Düvel für Bündnis90/Die Grünen: am 18. Mai durch einen Anwohner. Das Rathaus hingegen wusste bereits seit 2017 – also sage und schreibe 2,5 Jahre vor den Stadtverordneten - von dem Bauvorhaben wie Bürgermeister Kreß auf der Sitzung der Stadtverordneten am 25. Juni auf entsprechende Nachfragen berichtete: Ein Schelm der Böses dabei denkt!

Die Fraktionen beurteilen das Bauprojekt einhellig kritisch: Theis: „nicht wünschenswert“, Jordis: „stimmt meinem Unmut zu“; Blecher: „überprüfungswert hinsichtlich der Kompatibiltät mit gewünschter Stadtentwicklung“; Pizarro: „unsinniges Projekt“ „nicht unterstützenswert“.

Als hätten der Bürgermeister und sein oberster Stadtentwickler Patscha diese Bewertung des Hochhausbaus durch die Politik vorhergesehen, haben sie wohl zweieinhalb Jahre darüber geschwiegen.

Alle FV reklamieren für ihre Fraktion, dass sie nach Kenntnis von dem Projekt unverzüglich reagiert hätten bzw. noch tätig werden wollen: FW/UWG durch zwei Anträge, die zukünftig bei Bauprojekten mehr Transparenz einfordern ; Die CDU durch entspr. kritische Fragen in der SVV; Die SPD: durch die Überprüfung aller Bauaufträge hinsichtlich der gewünschten Stadtentwicklung inbes. mit dem Fokus auf bezahlbarem Wohnen; die FDP durch kritische Fragen in der SVV und das Gespräch mit zwei Anwohnern; und Die Grünen durch eine zu stellende Anfrage bei der Verwaltung.
Einig sind sich alle FV darin, dass die Verwaltung rechtlich nichts gegen dieses Privatvorhaben hätte unternehmen können, da alle Vorgaben des B-Plans und der Stellplatzordnung eingehalten werden und die Naturschutzbehörde der Fällung der Bäume zugestimmt habe. Sie berufen sich dabei auf die Aussagen des Bürgermeisters in der Ausschusssitzung am 19. Mai, der sie unisono vertrauen.

Herr Theis und Herr Jordis deuten indes ihre Unzufriedenheit mit dem Verhalten des Rathauses im Hinblick auf notwendige Transparenz, mangelnde zeitnahe Information von Politik und Öffentlichkeit und fehlende Sensibilität der Verwaltung im Umgang mit diesem Bauvorhaben an. Herr Pizarro hingegen kann für die FDP-Fraktion „ kein Fehlverhalten der Herren Kreß und Patscha erkennen“ und hält meinen Vorwurf „den Informationsstand vor den Politikern bewusst verborgen und das Projekt im Hinterzimmer klammheimlich durchgewunken zu haben“ für „völlig daneben“. Weiterhin führt er aus: „ Die Vorgänge im Rathaus sind bezüglich dieser Thematik aus unserer Sicht transparent. Den Fraktionen wurden keine Informationen vorenthalten, wie Sie vorgeben.“ „Dass Kreß und Patscha in diesem Vorhaben ihre eigene politische Agenda erfüllen wollen, ein solcher Verdacht ist völlig unbegründet und diesen in der Form zu äußern ehrenrührig.“ Ich erspare mir dazu jeden Kommentar und überlasse Ihnen als Leser die Bewertung dieser Stellungnahme des FV der FDP!

Die Bad Nauheimer Politiker und wir Bürger sollten nicht ruhen bis die Vorgänge um diesen von der überwältigenden Mehrheit unserer Politiker und vielen Bürgern abgelehnten Hochhausbau vollständig geklärt sind. Insbesondere wird sich Herr Bürgermeister Kreß zu den Einzelheiten des Genehmigungsprozesses und die Rolle des Rathauses dabei konkret äußern müssen.


Dr. Erik Meyer, Bad Nauheim

Auf der Bürgerversammlung zum neuen stadtplanerischen Konzept waren kritische Kommentare ausdrücklich unerwünscht. Deshalb nun meine kritischen Gedanken auf diesem Weg. Dr. Erik Meyer.

Eine große Mogelpackung

Der „Große Wurf“ (Zitat) des Professors Hölzinger verbrämt einen fatalen Mangel: Er opfert die einzig vorhandene Möglichkeit, die architektonisch einzigartige historische Dachlandschaft des Sprudelhofs als Gesamtansicht mit ihren unterschiedlichsten Dachformen und –strukturen  von der Ludwigstraße aus umfassend wahrzunehmen. Diese Gesamtansicht wird zu Gunsten eines 190 m langen, 11 m hohen Reihenhausmonsters, das den Sprudelhof total einschnüren wird, aus finanziellen Gründen zerstört:
Schnöder Mammon schlägt Ästhetik und einmalige Historie!

Kuschelige, teilweise entstellende und verfälschende Argumente sollen dabei die Bad Nauheimer Bürger einlullen und ihnen den Entwurf schmackhaft  machen:

1. Die Mär von der notwendigen „Einfassung“ des Sprudelhofs! Tatsache ist, dass der Sprudelhof bereits durch die vorhandene Bebauung an der Ludwigstraße historisch wertvoll eingerahmt ist. Das ehemalige Bristol und die sich anschließenden Gründerzeitvillen bilden das schon von dem Architekten Siesmayer erdachte ideale Halbrund und prägen den zum Sprudelhof offenen Charakter der Ludwigstrasse. Die geplante Wohnbebauung negiert diesen historischen Entwurf durch Einmauerung und Einschnürung des Sprudelhofs in einen massiven Riegel aus zahlosen Reihenhäusern.

2. Die Mär von der „Inszenierung des Sprudelhofs“ durch die sogen. Arkaden!

3. Dem Flaneur auf der Ludwigstraße werden durch die als Arkaden schön geredeten öffentlichen, 10m langen Tunnelschächte nur noch sehr eingeschränkte Blicke auf minimale Segmente des Sprudelhofs erlaubt. Diese Durchblicke durch die zur Vermüllung einladenden Schlote als Inszenierung zu verkaufen, dazu gehört schon viel Chuzpe!

4. Die Mär von dem „genialen“ Entwurf! Die Besucher, die sich die Jugendstilelemente an den Rückseiten der Badehäuser ansehen wollen, werden dann auf ein insgesamt ca. 13 m hohes Wohnungetüm blicken, das bei den Badehäusern 3-6 bis auf wenige Meter an diese heranreicht. Intime Einblicke auf Terrassen, Balkone und das Leben der Bewohner in den Reihenhäusern werden sich vor ihnen auftun. Als Voyeure werden sie den Anblick sicher genießen, als Jugendstilfreunde die Stadtplaner verfluchen!
5. Die Mär von den sprudelnden Millioneneinnahmen! Ich bezweifle stark, dass sich genügend Interessenten finden, welche die von den Politikern erwarteten bis zu 2,0 Millionen Euro  für ein solches Reihenhaus ausgeben: Öffentlicher Durchgangsverkehr unter und rund um ihr Haus; echtes Reihenhausfeeling mit direkter Nachbarschaft im Halbrund; ein Leben auf dem Präsentierteller unmittelbar vor öffentlich genutzten Rasenflächen; Lärm vom Außenbereich der Therme und den Veranstaltungen im Sprudelhof. Unsere Politiker mögen weiter von den Fantastillionen träumen, die angeblich ins Stadtsäckel fließen!

Dieser „Große Entwurf“  ist eine „Große Katastrophe“! Er ist von unseren Politikern nicht ansatzweise zu Ende gedacht.

Was  Jost und Siesmayer einst erschaffen haben ist genial und darf nicht durch diesen Plan verschandelt werden! Wenn wir Bad Nauheimer diese Verscherbelung öffentlichen Raums, der uns allen gehört, jetzt zulassen, dann öffnen wir Tür und Tor für zukünftige Pläne der Stadtpolitik, zur Finanzierung weiterer Vorhaben etwa Teile des Kurparkes zu verramschen und dann auch die obere Park- und Terrassenstraße kurparkseitig zuzubauen!

Sollte eine Wohnbebauung der Ludwigstraße aus finanziellen Gründen wirklich unverzichtbar sein, dann nur unter vollständigem Verzicht auf die sogen. Arkaden, wodurch  5m Höhe entfielen. Dann könnten max. 6m hohe, im Abstand von 12 bis 15 Metern stehende Stadtvillen entstehen, die großzügige Durchblicke auf weite Bereiche des Sprudelhofs unter freiem Himmel und breite Grünflächen erlauben.

Die Planung des zukünftigen Bildes des Areals rund um den Sprudelhof braucht keine blinde Euphorie sondern die nüchterne Abwägung aller Aspekte und Interessen. Der sorgsame Umgang mit dem historischen Erbe des Sprudelhofs und seiner Umgebung erfordert dabei ein besonderes Maß an Verantwortung von unseren Politikern. Zumindest ist mit der Entscheidung für eine neue Therme mit Anbindung an  den Sprudelhof ein erster längst überfälliger vernünftiger Schritt getan!

Dr. Erik Meyer zum Artikel in der WZ vom 22. Dezember 2017 „Sprudelhof-Plan: Pro-BI kommt“

Schmähungen statt Argumente

Ja, ich bekenne zerknirscht: Ich gehöre zu den zahlreichen kritischen Leserbriefschreibern, die von den im o.a. Artikel hochgelobhudelten Herren Ritt und Lenz  als „halbwissende, voreingenommene, geltungssüchtige Besserwisser“(Zitate !) verunglimpft werden, die „seriöse Projekte mit wenig Einarbeitung schlecht reden wollen.“ Wie groß muss die Panik unter diesen beiden Protagonisten der BI eigentlich sein, um einen solchen Artikel zu lancieren, sich derart im Ton zu vergreifen und sachliche Kritik höchst unsachlich zu schmähen?! Oder fehlen da einfach nur die überzeugenden Argumente?

Sollten die vielen Leserbriefschreiber, die sich inzwischen mit  guten und sachlichen Argumenten gegen den Hölzinger-Entwurf und insbes. die geplante Bebauung der Ludwigstraße ausgesprochen haben, die euphorischen Befürworter doch etwas nachdenklich gemacht haben? In der Tat habe auch ich auf meinen Leserbrief am 15. Dezember „Eine Große Mogelpackung“ für mich selbst überraschend eine solche Fülle von positiven Reaktionen und Unterstützung erhalten, dass den Herren Ritt und Lenz wohl die Ohren geklungen haben müssen.

Nachdem schon auf der Bürgerversammlung  zu dem „Großen Wurf“ (Zitat) von Prof. Hölzinger kritische Kommentare vom Versammlungsleiter ausdrücklich als unerwünscht ausgeschlossen wurden (wozu dann eigentlich eine BV?) räumt nun auch die WZ den Befürwortern Ritt und Lenz bereitwillig eine ganze Seite redaktionellen Raum ein, ohne dass auch die Kritiker des Hölzinger-Plans entsprechend zu Wort kommen.  Zudem ist der ganze Artikel wohl eher als eine Werbeanzeige für das Projekt Pro-BI anzusehen. Dass Herr Ritt und Herr Lenz ihre vermeintlichen Gegner dann auch noch höchst unsachlich und unfair unkommentiert desavouieren dürfen, hat mit sachlicher Auseinandersetzung nichts zu tun. Ich würde mich freuen, wenn die WZ demnächst auch den Kritikern des Hölzinger-Modells redaktionellen Platz einräumt, um ihre Argumente umfassend zu präsentieren – statt sich mit auf 600 Wörter begrenzten Leserbriefen begnügen zu müssen.

Inhaltlich hatten die Herren Ritt und Lenz allerdings nichts Sachliches  zu bieten, denn die „gigantische Freiheit“(Zitat) und das „Schöne Gemälde“(Zitat), die sie dem Entwurf attestieren, beschönigen erneut kuschelnd und einlullend die dunklen, knapp 5m niedrigen, 10m langen tunnelartigen Reihenhausdurchgänge und –blicke, die als beschränkte Sicht auf den Sprudelhof übrig bleiben werden.
Auch das kann man ja wohl als Sachargument nicht ernst nehmen. Und die zukünftigen Eigentümer der Millionen teuren Reihenhäuser werden sich über die „terrassierten Grünflächen mit Sitzgelegenheiten“(Zitat) zum Lagern, Chillen und Lärmen direkt vor ihren Terrassen und Balkons sicherlich sehr freuen.

Nein, ich bleibe dabei: Hier soll öffentlicher Raum, der allen Bad Nauheimern gehört, schnöde  verscherbelt werden, um ein historisch geplantes und gewachsenes Umfeld und einen einmaligen Gesamtblick auf unser Jugendstiljuwel Sprudelhof zu verschandeln bzw. zu zerstören und damit dem Normalbürger zu entziehen – zu Gunsten weniger Privilegierter!

Der Pro-BI empfehle ich als erste, dringende Aktivitäten:
Erstellung folgender Computeranimationen der geplanten Bebauung der Ludwigstraße:

  1. Blick von der Einmündung der Bahnhofstraße nach rechts zur Therme und Hotel und nach links Richtung Stadt

  2. Jeweils aus der Fußgängerperspektive: Spaziergang nach links und rechts entlang der Reihenhausriegel mit den Tunnelschächten

  3. Blick von der Rückseite der Badehäuser 3/4 und 5/6 vom Sprudelhofniveau aus auf das  ca. 13 m hohe Reihenhausmonster.

Unwidersprochen bleibt auch von mir, dass ein Gesamtentwurf für das Sprudelhofareal schon längst überfällig war und mit der Therme mit Anbindung und dem Hotel ein erster Schritt in die richtige Richtung gemacht wurde.

Wer allerdings wie ich für den Erhalt einer lichten Ludwigstrasse ohne diese geplante Bebauung und für einen Sprudelhof ohne einschnürende Ummauerung ist, der nehme bitte Kontakt zu mir auf: Vielleicht lässt sich ja auch von den Kritikern etwas organisieren !



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